Tagebuch


Tag 6, Mittwoch 19.09.2007

Heute morgen habe ich mir die erste Dusche seit Tagen angetan. Angetan deshalb weil es eiskalt vor mir im Eimer stand. Aber das Ergebnis zählt. Zum Frühstück gabs mal echtes Brot mit Peanutbutter und Jelly. Mann, haben wir gekaut. Was ein Kleister. Hat uns gefüllt für den ganzen Tag Heute haben wir das Projekt Mädchen Waschraum endlich gestartet. Wendy hat heute morgen einen Termin in Nairobi und hat daher die Mädchen nach Ngong geschickt um Werkzeug zu kaufen. Daran hatten wir bisher noch gar nicht gedacht. Zurückgekommen brachten sie dann eine Schaufel, eine Hacke, einen Hammer und 2 "Panga" (Hackmesser, ähnlich einer Machete). Die Dinger waren aber dermaßen stumpf dass wir die erstmal zum Klempner nebenan getragen haben. Der hat einen Schleifstein. 2 (!) Stunden später waren die wieder da, sauscharfe 50 KSH teuer. Als Bauplatz haben wir uns dann die Mauerecke hinter der Latrine und neben dem kleinen Schuppen wo die Unterstufler lernen, ausgesucht.

Also Spaten und Hacke in die Hand um das 3x3m kleine Areal zu begradigen. Geholfen haben Joseph, der ältere der beiden Lehrer und Douglas der Nachtwächter. Der sollte eigentlich nachts arbeiten und Wache schieben, dazu wird er von Wendy bezahlt. Aber da er letzte Nacht eingepennt war und Wendy ihn erwischt hat, hat sie ihn zu einem zusätzlichen Tageseinsatz verdonnert. Erwischt hatte sie ihn als Sweety in der Nacht wieder einen ihrer heftigen Hustenanfälle hatte und Wendy sie zum Krankenhaus fahren wollte. Da sie aber Douglas nicht finden konnte ist sie nicht gefahren. Das ist nämlich nachts allein als Frau hier kein Spass und nicht ratsam.

Anyways, wir also in brütender Hitze geackert, später sind einige der Highschool Girls gekommen um zu helfen. Es hatte sich wohl rumgesprochen das dies hier was mit ihnen zu tun hat. Unrat entfernen, Steine und Schutt ausgraben und wegschleppen. Der Plan ist erstmal alles einzuebnen und gleichzeitig ein leichtes Gefälle zu schaffen damit das Wasser auch abfließen kann.

Durch die schon vorhandenen 3 Mauern (Außenmauer, Schuppen und Latrine) wollen wir uns ne Menge Arbeit sparen. In dem Schuppen haben die jüngeren Kinder Vorschule unter der Obhut von Grace, einer Unterstufen Lehrerin.

Überhaupt realisiere ich zunehmend wie viel wir uns hier vorgenommen haben und wie langsam wir hier eigentlich vorankommen. Aber Kopf hoch. Später kam dann nochmal der Elektriker, der Klempner und der, wie nenne ich ihn, Gebäudemanager? Dem Klempner haben wir aufgetragen doch endlich das stinkende, verstopfte Klo zu säubern. Er meinte aber nur das sei die Latrine die da verstopft ist. Nachdem wir den Deckel geöffnet hatten sahen wir die Soße - bis zum Rand voll. Würg! Ich habe das Klo hier seit unserer Ankunft nicht einmal benutzt. Keine Ahnung wie ich das mache, wird wohl so ein Abwehrinstinkt sein. Der Manager versprach auch gleich sich darum zu kümmern und auch die versprochene Duschbrause samt Wasserhahn endlich zu besorgen. Wir haben hm dann noch weiter Druck gemacht und von kränkelnden Kindern geredet was nicht mal gelogen war. Dann noch mit dem Elektriker verhandelt um die Pumpe am Wassertank zu bauen. Der hat dann auch gleich ne ziemlich lange und teure Liste gemacht und seine Dienste für 4.000 KSH völlig überteuert angeboten. Wir sind halt weiß und somit automatisch reich, da sucht jeder seine Chance. Als Wendy wiederkam lachte sie und meinte wir werden ihn über das Management anheuern, dann wird er seine Preis schon nach unten korrigieren. Die lassen sich nämlich nicht bescheissen. Wenn die Mädchen erstmal ihre Duschen haben wird die Wasserrechnung explodieren. Hoffentlich kriegen wir das mit dem Brunnen auf die Reihe. Jetzt war es Zeit mit den Kleinen zu spielen. Wir hatten Seifenwasser und Luftballons aus unserem Koffer gezaubert und die Kids damit über 2 Stunden unterhalten was automatisch hieß - Pause für die Frauen:

Dann kam auch Wendy wieder. Während Sie in Nairobi war waren James und ein Freund von ihm, Vincent, nochmal draußen in Karen und haben noch mehr verwertbares Material wie Holz, Wellblech und noch mehr Steinplatten abgebaut. Wendy hat sie dort abgeholt. Das Zeug haben dann die älteren Mädchen abgeladen. Dann fuhr Wendy und Trudy Feuerholz holen. Das hatten sie zwar gestern auch schon getan (habe ich gestern vergessen zu erwähnen). Die Jungs die das Feuerholz verkaufen, hatten ihr ne Extraladung kostenfrei versprochen als sie von dem Waisenheim hörten.

Daß muß man den Leuten hier wirklich lassen, teilen wird hier in die Wiege gelegt und ist selbstverständlich. Natürlich gilt das nur für diejenigen die sowieso schon nix haben. Als sie dann wiederkamen hatten wir in der Zwischenzeit schon ene Lage Stein aufgetragen. Darauf kommt dann unsere Zement-Sand-Stein Mischung und darauf dann die Steinplatten. Die Wände werden später mit wasserabweisender Ölfarbe gestrichen. Der Rest der fehlenden Wände wird aus Wellblech gebaut. Der Wassertank kommt hinter die große Außenmauer, welche das Grundstück von einem verwilderten Garten trennt, schön hoch um ordentlich Druck für die Duschbrausen aufzubauen. Oh Mann, ob wir das hinkriegen? Jetzt erstmal wieder zur Bank gefahren um wieder Geld für noch fehlendes Material zu holen. Ein Anruf bei der Bank zu Hause hat gebracht daß die Meldung von wegen die Karten seien ungültig, wohl nur ein Leitungsproblem oder ein falscher Automat war. Also wieder mal 20.000 KSH abgehoben und auf dem Weg zum Laden der Zement verkauft Kaye getroffen. Kaye konnte bisher noch nicht in ihrem Projekt im Krankenhaus arbeiten (ja, sie ist Krankenschwester) weil ihr wohl diverse Dokumente fehlen. Diese Probleme hatte sie nicht erwartet Dafür haben alle Volunteers einen nicht unerheblichen Beitrag gezahlt damit diese Behördengänge im Vorfeld von VICDA erledigt werden. Jetzt tingelt sie ständig nach Nairobi diverse Behörden abklappern und sie muss wohl nochmal $100 Gebühren hinlegen. Was ne Sauerei von VICDA sie damit allein zu lassen. Ehrlich! Sie ist nur 2 Wochen hier und davon ist 1/2 schon vergangen. Wir vereinbaren ein Treffen am Samstag im JAVA-House in Nairobi. Jetzt wieder an die Arbeit und Zement, Sand, Steine gekauft und alles auf das einäugige Monster gebuckelt. Noch 1 Flasche Anti-Termiten-Lösung für das Holzfundament und die Sachen von der Liste des Elektrikers gekauft. Wir wollten zwar auch noch Waser kaufen da unser Vorrat auf magische Weise langsam verschwindet, wir aber genau wissen daß wir den nicht leer trinken, aber es war schon zu spät. Dann eben wieder Tee und mein heiliges, weil geheim gehaltenes Bier. Ein heimlich gekauftes Sixpack. Wir wurden dringends angehalten weder zu rauchen noch zu trinken - aber wie das so ist mit den Gewohnheiten... na ja, egal. Zum Abendessen gabs dann Bohnen-Mais-Kartoffel-Brei-Etwas. Mir einer Handvoll Salz dann ganz genießbar. Der allabendliche Gottesdienst findet von nun an in der Garage (Klassenzimmer) statt. Im Gemeinschaftsraum sind wohl Sachen gestohlen worden. Das passiert wohl bei so vielen Leuten. Menschen sind eben Menschen. Den Kids ist das egal.

Die gehen voll ab, tanzen, singen, lachen, springen. War sehr lustig, alles mit der Digicam aufgenommen. Dann mussten wir den gackernden Hühner alles nochmal vorspielen, super. So, morgen wollen wir mal sehen ob wir den Untergrund für das Waschhaus so hinbekommen wie wir uns das vorstellen. Step by step!
Jetzt sitze ich hier wieder alleine. Alle sind schon in die Betten gekrochen. Alle zusammen stehen sich mittlerweile immer näher, uns eingeschlossen. Die Kids sind einfach unglaublich toll und niedlich. Also, bis morgen.
Lala Salama!

 


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